Wundheilung und Wundversorgung: Fünf Mythen im Check

Es ist schnell passiert: Eine Schnittwunde am Finger, das Knie durch einen Sturz aufgeschürft oder beim Grillen fies verbrannt – kleine und größere Verletzungen gehören zum Alltag. Wir nehmen fünf der häufigsten Mythen über Wundheilung und Wundversorgung unter die Lupe und erläutern die drei Phasen der Wundheilung.

Mythos 1: Eine Wunde heilt am besten an der frischen Luft

Nein. Eine Wunde, die an der Luft heilt, bildet den sogenannten Wundschorf. Und der erschwert das rasche Abheilen. Wenn die Wunde nämlich austrocknet, werden bestimmte Enzyme deaktiviert und für die Wundregeneration wichtige Zellen sterben ab. Deshalb setzt man heute auf eine feuchte Wundheilung: Nach dem Reinigen und Desinfizieren wird die Wunde mit einem atmungsaktiven Pflaster oder einer speziellen Wundauflage geschützt.

Mythos 2: Pflaster sind eine Brutstätte für Keime

Im Gegenteil: Pflaster sind steril und schützen die Wunde vor äußeren Einflüssen wie Schmutz, Keimen, Druck oder Reibung und damit vor möglichen Infektionen. Bei größeren Wunden sind spezielle Wundauflagen sinnvoller. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Wunde zuerst sorgfältig gereinigt und desinfiziert wird und das Pflaster oder die Wundauflage regelmäßig gewechselt werden.

Mythos 3: Wenn die Wunde juckt, heilt sie

Ungewiss. Wenn eine Wunde heilt, ist das meist tatsächlich mit einem gewissen Juckreiz verbunden. Verantwortlich für diesen Juckreiz ist das Histamin, das heilende Wunden ausschütten. Unbedingt ärztlich abklären sollten Sie eine Wunde dann, wenn sie extrem juckt und außerdem eine starke Rötung aufweist, Schmerzen verursacht oder Eiter absondert.

Mythos 4: Eine Wunde muss mit Alkohol desinfiziert werden

Bitte nicht! Das Wundgewebe ist hochempfindlich und kann durch den Einsatz von Alkohol als Desinfektionsmittel geschädigt werden. Abgesehen davon brennt es wie Feuer. Greifen Sie lieber zu speziellen antiseptischen Wundsprays – die sind alkoholfrei und eignen sich bestens zur Reinigung und Desinfektion der Wunde.

Mythos 5: Schlecht heilende Wunden sind ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung

Ja. Wenn eine Wunde richtig erstversorgt und laufend fachgerecht behandelt wurde und trotzdem nicht abheilt, kann das ein Zeichen für eine ernste Erkrankung sein. In jedem Fall ist eine schlechte Wundheilung ein Hinweis darauf, dass die Selbstheilungskräfte des Körpers überfordert sind. Dahinter kann sich ein angeschlagenes Immunsystem, Durchblutungsstörungen, Diabetes sowie Erkrankungen des Venen-, Arterien- oder Lymphsystems verbergen. Auch zu enge Schuhe oder ein Wundliegen können dahinterstecken. In diesem Fall sollten Sie die Wunde unbedingt fachmännisch untersuchen lassen.

Die 3 Phasen der natürlichen Wundheilung

Phase 1: Reinigungsphase

Wenn wir uns verletzen, beginnt unser Körper mit verschiedenen Mechanismen, Viren und Bakterien zu reduzieren. Dazu blutet die Wunde. Im Blut sind auch Abwehrzellen und Wundflüssigkeit enthalten, damit wird die Wunde gesäubert.

Phase 2: Granulationsphase

Vom Rand der Wunde aus wachsen neue Zellen in die Wunde ein, eine neue Zellstruktur bildet sich. Das sogenannte Granulationsgewebe entsteht, füllt die Wunde und zieht die Wundränder zusammen.

Phase 3: Epithelisisierungsphase

Das Granulationsgewebe trocknet zunehmend aus und Haut wächst über die Stelle, an der die Wunde war.

Gut durchblutete, saubere Wunden heilen normalerweise innerhalb von zwei bis drei Wochen. Bei infizierten oder chronischen Wunden dauert der Heilungsverlauf länger, außerdem bildet sich mehr Narbengewebe. Die Ursachen chronischer Wunden können beispielsweise Durchblutungsstörungen, Diabetes oder Krampfadern sein. Solche Wunden sollten Sie unbedingt fachgerecht versorgen lassen, zum Beispiel bei Ihrem Hausarzt.