Jodtabletten: Wann ist die Einnahme sinnvoll?

Wann die Einnahme von Jodtabletten sinnvoll ist, wer besser darauf verzichtet und welche Risiken damit einhergehen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Viele greifen aktuell überstürzt zu Jodtabletten, weil sie die Kampfhandlungen in der Nähe von Atomkraftwerken im Zuge des Ukrainekrieges beunruhigen. Doch eine solche Selbstmedikation geht mit gesundheitlichen Risiken einher und bringt, um es klar zu sagen, rein gar nichts.

Wann Jodtabletten Sinn machen

 

Grundsätzlich gilt: Nehmen Sie keine Jodtabletten ohne akute Gefährdung und behördliche Anordnung!

Bei einem atomaren Unfall kann es bis zu einer Entfernung von 100 km sinnvoll sein, Jodtabletten einzunehmen. Dabei ist aber der richtige Zeitpunkt entscheidend, gemäß den Mitteilungen und Empfehlungen der Katastrophenschutzbehörden.

Die Schilddrüse von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Schwangeren ist besonders empfindlich. Im Ernstfall steht daher die Jodgabe für diese Menschen im Fokus.

Wer Jodtabletten nicht einnehmen sollte

 

Die Strahlenschutzkommission empfiehlt Menschen über 45 Jahren, auf Jodtabletten zu verzichten. Mit steigendem Alter kommt es häufiger zu Stoffwechselstörungen der Schilddrüse. Dadurch erhöht sich die Gefahr von Nebenwirkungen einer Jodblockade.

Auch, wenn Sie eine Schilddrüsenüberfunktion oder „heißen” Knoten in der Schilddrüse haben, ist es sinnvoll, wenn Sie Jodtabletten immer erst nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt einnehmen.

Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion (Hashimoto) sollten auf die Einnahme zusätzlicher Jodpräparate verzichten (Ausnahme: schwangere Hashimoto-Patientinnen).

Risiken von Jodpräparaten

 

Ein dauerhafter Jodüberschuss kann Ihre Gesundheit gefährden und dazu führen, dass die Schilddrüse weniger Hormone als sonst produziert, was wiederum zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen kann.

Besteht hingegen eine – bislang vielleicht unbemerkte und unterschwellige – Überfunktion der Schilddrüse, können hohe Jodmengen im Akutfall lebensbedrohlich sein: Die Risiken können von neurologischen Ausfällen über akutes Herz-Kreislauf-Versagen bis hin zum Koma reichen.

Wichtig zu wissen

Bei den im Falle eines nuklearen Zwischenfalls einzunehmenden Jodtabletten handelt es sich um spezielle Präparate, die wesentlich höher dosiert sind als „normale” Jodtabletten, die der Arzt bei Erkrankungen der Schilddrüse eventuell verschreibt.

Die hochdosierten Jodpräparate (75mg bis 130mg) sind im Übrigen gar nicht in der Apotheke erhältlich. Bei uns erhalten Sie lediglich Jodpräparate, deren Wirkstoffmenge zwischen 100µg bis 200µg à Mikrogramm. Diese sind nicht für die Strahlenprophylaxe geeignet, da man beispielweise mehr als 6 Packungen á 100 Tabletten einnehmen müsste, um auf die entsprechende Dosierung zu kommen. Bei einer solchen Bevorratung würde man zudem die Versorgung derjenigen gefährden, die wegen einer Schilddrüsenerkrankung auf Jodtabletten angewiesen sind.

Es ist NICHT nötig, dass Sie sich einen Vorrat an Jodtabletten anlegen.

Im Notfall verteilt der Katastrophenschutz die Jodtabletten. Diese hoch dosierten Tabletten dürfen erst nach ausdrücklicher Aufforderung der Behörden in der vorgeschriebenen Menge eingenommen werden.

 

Mehr über die Einnahme von Jodtabletten erfahren